Hintergründe zur Solidarischen Landwirtschaft/Imkerei

 

1. Was ist Solidarische Imkerei?

 

Das  Konzept  der  Solidarischen  Imkerei  ist   in  Anlehnung  an  die  Solidarische Landwirtschaft   („Solawi“)     eine   neue   Form   der   regionalen,   ökologischen Bienenhaltung.  Dabei  versorgt  ein  Imker  oder  eine  Imkerin  eine  Gruppe  von Mitgliedern  in  der  näheren  Umgebung  mit  hochwertigem  Honig  und  weiteren

wertvollen  Bienenprodukten.  Die  Mitglieder  stellen  dem  Imker  durch  finanzielle Beiträge die  dafür  notwendigen  Mittel  zur  Verfügung.  Sie  tragen  die  ganzjährigen Kosten des Betriebes und  geben dem Imker so Planungssicherheit.

Der Imker kann sich  frei  von  wirtschaftlichen  Zwängen  seiner  Vorstellung  von  einer  artgerechten Bienenhaltung  widmen  und  so  die  Bedürfnisse  von  Mensch,  Biene  und  Umwelt

gleichermaßen achten.

Die Mitglieder teilen sich die Ernte. Sie erleben die einzelnen

Schritte  der  imkerlichen  Arbeit,  können  erfahren,  wie  der  Honig  und  andere Imkereierzeugnisse  hergestellt  werden,  und  sich  teilweise  durch  aktive  Mitarbeit selber einbringen.

 

2. Das Projekt

 

 Die Imkerei „Bienen  erLeben“ liegt in Vollersode am Rand des Teufelsmoores.

 Meine  Völker  stehen an  sorgfältig  ausgewählten  Standorten  in Moor- und  Waldgebieten  – fernab  von  großen  Agrarflächen. Für  einen  möglichst hohen ökologischen Nutzen stelle ich pro Stellplatz maximal fünf Völker auf.

 

Viele äußere Faktoren machen der Honigbiene heute das Leben schwer: Da sind zum einen die zahlreichen negativen Folgen einer auf maximalen Ertrag ausgerichteten, industriellen  Landwirtschaft  mit  einem  hohen  Einsatz  von  Spritzmitteln und  dem dadurch  verbundenen  Rückgang  vieler  wichtiger  Ackerwildkräuter – zum  anderen aber  auch  eine  ganz  ähnlich  geartete  Imkerei,  die  es  ihrerseits  durch  künstliche Königinnenzucht  und  massive  Eingriffe  in  den natürlichen  Biorhythmus  der  Biene

darauf abgesehen hat, möglichst viel Honig zu ernten.

In meiner Imkerei steht deshalb nicht der Honigertrag, sondern die Biene mit ihren natürlichen  Bedürfnissen an  vorderster  Stelle.  Es  ist  mir  ein  Herzensanliegen,  die Gesundheit  der  Biene  als  Spezies  trotz  der  vielen  widrigen  Umstände  zu  stärken.

Darum  orientiere  ich  mich  bei  meiner  Arbeit  an  den  Völkern  an  den natürlichen Impulsen der Biene – im Sinne einer möglichst wesensgemäßen Imkerei.

 

3. Was bedeutet wesensgemäße Imkerei?

 - Die    Völkervermehrung    erfolgt    ausschließlich    über    den      natürlichen Schwarmtrieb.

 

-   Meine Bienen bauen ihre Waben selbst (Naturwabenbau), d. h., ich verzichte auf den üblichen Einsatz von gegossenen Wachsplatten als Brutzellen für die Arbeiterinnen.

 

-   Die Kontrolle der Varroamilbe erfolgt ausschließlich mit organischen Säuren.

 

-   Die   Drohnenbrut   wird   zur   Varroaregulierung   nicht   aus   den   Waben herausgeschnitten.

 

-   Die Bienenvölker nisten in klimagerechten Behausungen aus Naturbaustoffen.

 

-  Die  Bienen  behalten  einen  Großteil  des  gesammelten  Honigs  für  den Wintervorrat;  sollte  dieser  nicht  ausreichen,  füttere  ich  die  Völker  im Spätsommer  zusätzlich  mit  einem  selbst  angerührten  Futter  aus  Demeter-Zucker, Honig, Kamillentee und etwas Salz.

Diese  Form  der  wesensgemäßen  Bienenhaltung  bedeutet  zwangsläufig,  dass  die Honigernte für den Menschen geringer ausfällt als in der konventionellen Imkerei, da die Bienen mehr vom eingetragenen Honig selbst verbrauchen.

Um sowohl die Honig- als auch die Wildbienen in ihrem Nahrungsmittelangebot zu unterstützen, fließen 10 % der Gesamteinnahmen der Solidarischen Imkerei „Bienen

erLeben“ zurück in die Natur – in Form von saisonalen Blühflächen und Hecken, die mithilfe dieser finanziellen Mittel angelegt und gepflanzt werden.

 

4. Honigernte

 

Der  Honig  wird  einmal  im  Jahr  geerntet,  geschleudert  und  an  die  Mitglieder ausgegeben.  Pro  Ernteanteil  berechne  ich  ein  halbes  Bienenvolk,  sodass  ein Bienenvolk  zwei  Anteile  bereitstellt.  Mit  meinem  Zielbetrieb  von  insgesamt  40

Wirtschaftsvölkern  kann  ich  somit  80  Ernteteile  abdecken.  Dein  Ernteanteil  als Mitglied der Solidarischen Imkerei „Bienen erLeben“ entspricht einer Menge von ca.

6  kg  Honig,  480  g  Bienenwachs  und  40  ml  Propolis-Lösung.  Dazu  bekommst  du

Wabenhonig oder Spezial-Honigmischungen.

Deinen  Anteil  am  Honig  und  den  anderen  Bienenerzeugnissen  kannst  du  nach Absprache in der Imkerei oder in einem Depot in deiner Nähe abholen.

Jedes Jahr im Sommer findet außerdem ein Erntefest statt, an dem alle Mitglieder teilnehmen können. Dort hast du die Gelegenheit, deinen Honig selbst zu schleudern und frisch in Gläser abzufüllen. In speziellen Workshops lernt du, wie du Cremes oder Kerzen aus Bienenwachs oder deine eigene Propolis-Tinktur herstellen kannst.

 

Als   Mitglied   hast   du   nach   Absprache   auch   die   Gelegenheit,   mich   zu   den Bienenvölkern zu begleiten, um einen Einblick in meine Imkerei und das Leben der Bienen zu bekommen.

Im Lauf der Saison fallen gelegentlich kleinere Arbeiten an,

die alleine nur schwer zu schaffen sind. Gerne darfst du mich dann durch deine aktive Mithilfe unterstützen. Entsprechende Termine werden vorab bekannt gegeben.

Die Mithilfe ist jedoch absolut freiwillig und keinesfalls verpflichtend!

 

5. Von der Solidarischen Imkerei profitieren alle

 

Die Mitglieder:

-   bekommen regionalen Honig aus Moor- und Waldgebieten.

 

-   bekommen  reines  Bienenwachs  zur  Herstellung  von  Kerzen,    Kosmetik  und Wachstüchern.

 

-   bekommen Propolis-Tinktur.

 

-   können  im  Sommer  am  alljährlichen  Erntefest  teilnehmen  und  dort  ihren Honig selbst schleudern und abfüllen sowie in Workshops lernen, wie man aus Bienenwachs Kerzen und Kosmetik herstellt.

 

-   können  nach  Absprache  mit  zu  den  Bienenvölkern  kommen  und  freiwillig kleinere Arbeiten übernehmen.

 

-   lernen   das   Leben   der   Bienen   hautnah   kennen   und   erhalten   einen unmittelbaren Einblick in die faszinierende Tätigkeit des Imkers.

 

Die Imkerin:

 -   erhält Planungssicherheit und ein faires Einkommen.

 

-   kann   sich   frei   von   wirtschaftlichen   Zwängen   einer   wesensgemäßen Bienenhaltung widmen.

 

-   kann die Bedürfnisse von Mensch, Biene und Umwelt gleichermaßen achten.

 

-   weiß, für wen der Honig und die anderen Imkereierzeugnisse bestimmt sind.

 

-  ist Teil einer Gemeinschaft, die sie unterstützt und die Risiken mitträgt.

 

Die Biene:

 -   profitiert von einer Haltung, die ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht.

 

-   wird nicht als Honiglieferantin ausgebeutet.

 

-   nistet in klimagerechten Behausungen aus Naturbaustoffen.§   findet  durch  die  sorgfältige  Auswahl  der  Stellplätze  und  die  Anlage  bzw. Pflanzung    von    Blühflächen    und    Hecken    ein    möglichst    vielseitiges Nahrungsangebot vor.

 

-   kann durch insgesamt bessere Bedingungen den widrigen Umständen einer durch industrielle Landwirtschaft verarmten Natur besser trotzen.

 

 Der Mensch:

 -   profitiert auch in Zukunft von der Bestäubungsleistung der Honigbiene: 80 % unserer Nutzpflanzen werden von ihr bestäubt – ohne die Biene gäbe es kaum Obst und insgesamt weniger Nahrung für uns Menschen.

 

Die Natur:

 -   profitiert ebenfalls von der Bestäubungsleistung der Bienen, die erheblich zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen.

 

-  empfängt  pro  Bienenvolk  und  Jahr  ca.  15  kg  tote  Biomasse,  die  in  den Naturkreislauf  zurückfließt  und  als  Nahrung  für  Vögel,  Kleinsäuger  und Insekten dient.

 

-   10  %  aller  Mitgliederbeiträge  werden  für  die  Anlage  bzw.  Pflanzung  von saisonalen Blühflächen und Hecken genutzt, die Nahrung für die Honigbiene, aber auch für Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten liefern.

 

6. Vertrauen – das bessere Zertifikat

 

Aus Kostengründen ist meine Imkerei derzeit noch nicht zertifiziert. Ich halte mich jedoch streng an die Demeter-Richtlinien für Bienenhaltung und Imkereierzeugnisse.

 

Anstatt  auf  eine  Zertifizierung  baue  ich  also  auf  Vertrauen  und  Transparenz  – als Mitglied hast du einen genauen Einblick in meine Betriebsweise und kannst dich mit deinen Fragen selbstverständlich jederzeit an mich wenden.